Die Honigbiene

Eine Honigbiene im Botanischer Garten Marburg, auf einer Blume.

Leider etwas abgeschnitten, bin aber dennoch sehr zufrieden.

Canon EOS 70d | Sigma 105mm DG Macro HSM + Vorsatzlinse | 1/200s | f13 | ISO 200 | Blitz mit Softbox von der Seite. APSC | 0% Bildbeschnitt | Einzelbild

12.07.2020 17:07 Uhr 

 

 

Kommentarbereich

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Jens,

herzlich willkommen bei Makrotreff! 

Dies ist ein sehr beeindruckendes Honigbienen-Foto! Die Nähe in Verbindung mit der niedrigen Perspektive schaffen eine fast schon intime Begegnung zwischen Biene und Bildbetrachter.

Licht

Ansprechend ist auch das Licht: sehr homogen, aber genügend, um Brillanz zu erzeugen. Die seitliche Einstrahlung erzeugt Plastizität, wobei die gesamte hintere Hälfte der Biene recht deutlich im Schatten liegt; einer etwas zu starken nachträglichen Aufhellung über die Bildnachbearbeitung ist es auch nicht gelungen, verloren gegangene Strukturen im Hinterleib der Biene wieder hervorzuzaubern :-).

LÖSUNG:
Eine Verbesserung ergäbe sich bei Hinzunahme eines zweiten Blitzes, ebenfalls entfesselt, und etwas schwächer eingestellt als den ersten. Dann erhält man eine insgesamt bessere Ausleuchtung unter Beibehaltung der Plastizität im Bild.

Bildausschnitt

Hier hast Du bereits selbst den etwas angeschnittenen Hinterleib der Biene angesprochen

Schärfe

Du hast dieses Foto in einem sehr großen Abbildungsmaßstab gemacht – bei Blende 13. Bei diesen starken Vergrößerungen greift bei Blende 13 bereits die Beugungsunschärfe, zwar nur leicht, aber sichtbar. Bei einer größeren Vergrößerung des Fotos sieht man, dass die letzte, die "knackige" Schärfe fehlt. Es ist nicht unscharf, bitte nicht falsch verstehen. Aber es zeigt genau die Grenze zwischen einer klaren Schärfe und dem Beginn der Beugungsunschärfe.

Bei Deinem Sensor stellt die Blende 11 in etwa die Grenze dar, Blende 13 ist auch noch (mit leichten Abstrichen) möglich – solange man nicht in die Nähe von Abbildungsmaßstäben von 1:1 und mehr kommt. Dort verschiebt sich diese Grenze recht schnell Richtung Blende 8 (9) – und noch mehr.

Nochmal: Ich sage das hier nicht, weil ich das Bild schlecht machen will. Nein, es handelt sich wirklich um ein tolles Foto mit ausreichend Schärfe. Ich möchte bzw. muss aber die Sache mit der Beugung in diesem Zusammenhang ansprechen, da sie bereits (leicht) sichtbar wird.

Was bleibt ist ein Foto, das das Zeug hat, den Bildbetrachter in seinen Bann zu ziehen.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

 

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Makronist

Hallo Roland,

ich freue mich hier zu sein.

Erstmal ein riesiges Dankeschön, für das Lob und für die unglaublich umfangreiche Kritik!

Bzgl. des Lichtes versuche ich mir grade mit etwas LED Licht auszuhelfen, den für mich besten Kompromiss zwischen Equipmentmenge und "so viel wie nötig" habe ich allerdings noch nicht ganz gefunden. 

Bei der Beugungsunschärfe fällt es mit sehr Schwer sie in diesem Bild zu sehen und zu Erkennen. Hier werde ich mir dem nächst mal ein paar Referenzbilder zu machen, um zu schauen in wie weit sie ab wann zu erkennen ist. Was mich in dem Fall brennend Interessiert, ist wie es sich verhält wenn ich Zwischenringe und/oder Vorsatzlinsen verwende. Ebenfalls wie sie sich bei Vollformat verhält. 

Vielen Dank, toll!

Beste Grüße und ebenfalls "Gut Licht!"

Jens

 

 

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ADMIN

Beugungsunschärfe

Hallo Jens,

die Beugungsunschärfe hängt mit der Blende zusammen. Sichtbar tritt sie auf bei ca.:

  • mFT-Sensor: ab Blende 8.0 (9.0)
     
  • APS-C-Sensor: ab Blende 11.0 (13.0)
     
  • Vollformat-Sensor: ab Blende 16 (18.0)

Die Betonung liegt hier auf "sichtbar", dass heißt, sie tritt bereits vorher auf. Aber ab den genannten Blenden aufwärts wird sie dann für "Normal-Anwendungen" von Fotos sichtbar (in Klammern je nach Situation auch noch in Ordnung).

Ein weiterer entscheidender Punkt dabei ist der Abbildungsmaßstab. Es gilt: Je größer der Abbildungsmaßstab, desto "früher" wir die Beugungsunschärfe sichtbar. "Früher" heißt, bei entsprechend weiter geöffneter Blende. Eine wichtige "Faust-Grenze" hierbei ist die Maßstabsgrenze 1:1. Bei Vergrößerungen darüber hinaus zeigt sich die Verschiebung der Beugungsunschärfe deutlich (Stichwort "eingestellte/effektive Blende").

Wichtig: Das sind Praxiswerte. Geht man mathematisch/physikalische an die Sache ran, sieht das natürlich alles ein wenig komplizierter aus.

Du siehst hieran, dass der Einsatz von Zwischenringen erst einmal keinen Einfluss auf die Beugungsunschärfe hat – zumindest nicht aus Prinzip. Es kommt hier vielmehr auf den Abbildungsmaßstab an, den man mit den Zwischenringen erreicht. Ähnliches gilt für den Einsatz von Vorsatzlinsen.

Wenn Du eine Vergleichsserie erstellst, achte insbesondere auf Details wie Haare usw.; hier siehst Du die Unterschiede schnell und recht deutlich.
Auch ist es wichtig, die allgemeine Brillanz zu vergleichen. Sie leidet auch sehr schnell bei auftretender Beugungsunschärfe.

Aber: Auch wenn die Beugungsunschärfe eine physikalische Gegebenheit ist und damit erst einmal wenig mit der Qualität des eingesetzten Objektivs zu tun hat – trotzdem spielt die Ausgangsqualität beim optischen Eindruck natürlich doch eine Rolle – wenn diese in diesem Zusammenhang auch meist überschätzt wird. Wenn beispielsweise bei einem hochwertigen Makroobjektiv die Brillanzwerte im Makrobereich sehr hoch sind, fällt auch ein beugungsunschärfebedingter Abfall relativ weniger stark ins Gewicht als bei von vornherein schlechter Brillanz. Ist logisch :-)...

Liebe Grüße 

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

vielen Dank nochmal für die Tipps und Hinweise.

Ich habe jetzt mal Testaufnahme meines 105mm 1:1 und meines Laowa 25mm mit Zwischenringen, Vorsatzlinsen und Kombinationen an Vollformat gemacht und mir eine Liste erstellt.

Interessant ist zu sehen, das das 1:1er mit Macrovorsatzlinse sowie auch mit Macro/Weitwinkelvorsatz die beste Blenden-Qualität etwas nach "rechts" schiebt. Macro/Wide Vorsatz liefern gute Ergebnisse im Bereich f9-f11 wobei die Qualität ohne Vorsatzlinse schon bei f8 etwas abnimmt.

Beste Grüße und alles Gute 

Jens

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