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ADMIN

Hallo Chrigi14,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Du schreibst, dass du nicht so zufrieden bist mit deinen Schneckenhäuschen-Fotos, die du mit deinem neuen Makroobjektiv gemacht hast. Hier zu den beiden von dir angesprochenen Punkten:

Schärfe:

Das, was ich sehe, zeigt mir, dass die Schärfeleistung deines Objektivs in Ordnung ist. Die Schärfe ist voll da, wo du sie hingelegt hast. Aber - natürlich - sind nicht alle Muscheln scharf. Das liegt aber nicht an einer mangelnden Schärfeleistung der Optik, sondern an der geringen Tiefenschärfe. Du hast zwar mit Blende 9.0 eine relativ geschlossene Blende und damit eine relativ große Tiefenschärfe gewählt, und mit einer Stufe mehr hättest du hier noch ein wenig mehr dazugewonnen, aber dann ist endgültig Schluss mit der Tiefenschärfe. Alles, was dann davor oder dahinter liegt, ist unscharf.

Dies kannst du schön an dem von dir angesprochenen Bild "Müscheli-Gruppe" sehen. Die Schärfe liegt genau auf dem zweiten Schneckenhaus von links. Die vordere Fläche der beiden rechten liegt schon leicht davor - und wirken etwas unscharf. Ich vermute mal, das ist das, was dich unzufrieden stimmt und dir Anlass zur Vermutung gibt, irgendetwas mit der Schärfe würde nicht stimmen.

Doch, es stimmt alles! Du musst nur die geringe Schärfentiefe von Makroobjektiven berücksichtigen, kennen- und einschätzen lernen.
Noch deutlicher tritt dieses "Problem" bei deinem zweiten Foto "Müscheli-Tohuwahobu" auf. Hier sind alle vorderen und alle hinteren Müschelis unscharf. Nur in der Mitte ist ein schmaler Streifen scharf.

LÖSUNG:
Was nicht stimmt, ist die Ausrichtung der Müscheli-Gruppe zur optischen Achse. Du hättest die Kamera mehr nach links ausrichten sollen, so, dass die Müscheli-Reihe nicht schräg von rechts vorne nach links hinten verläuft - das packt keine Schärfenebene im Makrobereich! Besser wäre gewesen, die Kamera so weit nach links auszurichten, dass die Reihe möglichst quer zur optischen Achse liegt. Dann wären bei Blende 9.0 oder besser noch 11.0 zumindest nahezu alle vorderen Müschelis innerhalb der Schärfenebene und damit auch scharf gewesen.

Siehe hierzu den auf Makrotreff veröffentlichten Artikel

Die Schärfenebene in der Makrofotografie.

Hier wird dieses Phänomen genau beschrieben.

Schatten:

Das mit den Schatten ist Geschmacksache. Klar, die Schatten auf deinen beiden Bildern sind kaum bis nicht mehr durchgezeichnet. Das liegt daran, dass die Leuchtkraft der tiefen Sonne noch so stark war, dass der Kamerasensor nicht beide Helligkeitsstufen, die ganz hellen und die ganz dunklen, packt. Der Sensor ist hier überfordert. Du hast dich bei der Aufnahme - korrekterweise - für die richtige Belichtung der hellen Bereiche entschieden, mit dem Ergebnis, dass die dunklen absaufen.
Dafür ist aber auf den Fotos insgesamt eine schöne Lichtstimmung. Würdest du beispielsweise - und das wäre ein Lösungsansatz - die dunklen Bereiche durch Zusatzlicht (Blitz, Relfexfolie oder ähnliches) aufhellen, wären zwar die Schatten etwas durchgezeichnet. Gleichzeitig aber würden beide Fotos an Brillanz verlieren. Du würdest also einen Vorteil mit einem neu hinzukommenden Nachteil "bezahlen" - auch nicht die Super-Lösung!

LÖSUNG:
Meine (!) Lösung wäre: Etwas länger warten, bis die Sonne noch etwas tiefer steht, natürlich aber nicht, bis sie komplett versunken ist :-). Bei etwas tieferem Sonnenstand sind die Sonnenstrahlen schwächer, das geht sehr schnell! Dann ist der Unterschied zwischen den hellen und dunklen Bereichen nicht mehr so groß, sodass der Sensor damit besser klar kommt. Die Brillanz leidet dabei dann kaum. Aber Achtung: Dieses Zeitfenster ist insbesondere bei sehr klarem Himmel kurz! Da muss man sehr aufmerksam sein und sich, sobald es soweit ist, beeilen.

Wie schon erwähnt, wäre dies meine (!) Lösung. Hier gibt es nicht DEN Königsweg. Die Geschmäcker sind unterschiedlich, und entsprechend verschieden sind auch die bevorzugten Lösungen. Bei einer solchen Lichtsituation ist es also am besten, selbst ein wenig zu experimentieren und dann die Ergebnisse zu vergleichen.

Ich mag es nicht, wenn Schattenbereiche zu stark aufgehellt werden. Das wird meines Erachtens häufig überreizt und wirkt dann unnatürlich. In der Natur kann es auch härteres Licht - und damit auch härtere Schatten - geben. Und die dürfen dann auch mal so abgelichtet werden. Das muss im Einzelfall entschieden werden. Allerdings ist es fraglich, ob es sinnvoll ist, immer alle Schatten "weichzuspülen", sprich aufzuhellen. Der Einzelfall ist entscheidend.

Also: Alles in Allem sind die Fotos "gar nicht so schlecht!"

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

 

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