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ADMIN

Hallo Thomi,

ich habe mit diesem neuen Petzval 55/1.7 Mark II noch nicht gearbeitet, kann mich also nicht sicher und verbindlich zu dessen Abbildungseigenschaften äußern.

Aber ich spekuliere mal :-):
Das "Besondere" an den alten Objektiven – so auch bei dem von mir oben eingesetzten Petzval-Objektiv – sind die alten Linsen, sprich die alten Gläser. Sie wurden mit den Fertigungsmöglichkeiten hergestellt, die man früher hatte. Hierzu gehört das Material genauso wie der Fertigungsprozess. Es gab regelrechte Rezepturen, nach denen die Gläser erstellt wurden. Und diese Gläser sind ein bisschen das Zünglein an der Waage, wenn man mit diesen Objektiven heute arbeitet. Diese Gläser sind es, die eine neue Partnerschaft mit den modernen Sensoren unserer Kameras eingehen. Sie zaubern, sie malen

Nun stellt sich die Frage, wie die "neuen" Alten hergestellt werden. Werden sie genauso produziert wie früher? Mit den gleichen Zutaten. An den gleichen Rührmaschinen? Einige Hersteller (von denen es ja mittlerweile mehrere gibt; es ist ja so ein bisschen hip, alte Objektiv-Klassiker neu aufzulegen) geben an, die Neuen wären wie die Alten. Diejenigen Tests, die ich bisher diesbezüglich gemacht habe, zeigten mir etwas anderes. Sie unterschieden sich von den echten Alten, und zwar deutlich.

Das "berühmteste" Beispiel hierzu ist das legendäre Trioplan 2.8/100 – die Bubble-Maschine :-). Auch dieser Klassiker wurde neu aufgelegt. Es hieß, die Neuproduktion würde die gleichen Eigenschaften haben wie die Alten, gegebenenfalls sogar mit leichten Verbesserungen. Pustekuchen! Ich habe zwei dieser Teile getestet, eines habe ich immer noch hier. Die sind aber auch überhaupt nicht mit den klassischen Trioplans 100 vergleichbar. Ich habe immer eines dieser elendig teuren Neuauflage beim Vintage-Makro-Workshop dabei, sodass sich die Teilnehmer selbst im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild machen können.

[Anmerkung: die Trioplan 2.8/100mm-Objektive gibt es in mehreren Ausführungen. Mit dem "Klassiker" ist in der Regel die Nachkriegsausführung gemeint. Und sie hat den Ruf des Klassikers völlig berechtigt; dieses Objektiv ist ein absoluter Allrounder.] 

Zurück zum Petzval. Nun weiß ich nicht, wie sich diese Neuauflage schlägt. Aber wenn ich sowas lese wie "...und einem verbesserten Bokeh-Control-System...[Website des Herstellers]", dann gehe ich schon in die Knie. Meine Zweifel erhalten Nährboden. Ein "verbessertes Bokeh-Control-System"– will ich das? Was wird hier verbessert gegenüber den irre tollen Malpinseln von früher. Ich möchte ja mit genau denjenigen Eigenschaften der Gläser von früher meine Fotos "malen". Wenn ich hier etwas "verbessert" haben möchte, warum nehme ich dann nicht mein modernes Obi aus dem Schrank? Das wurde tatsächlich in vielen Punkten "verbessert", hat ja schließlich über 100 Jahre erstklassige Ingenieursarbeit hinter sich.

Aber wenn man es wirklich genau und stichhaltig wissen möchte, muss man es ausprobieren. Vielleicht werde ich mir mal eines zum Testen kommen lassen. Aber leider ging bisher bei solchen Aktionen immer der Schuss nach hinten los... .-).

Es scheint nicht ganz einfach zu sein, alt neu zu machen!

Lieber Gruß,

Roland

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