Wollbienen-Momente

Ich vermisse die Wollbienen. Um die Zeit zu überbrücken habe ich einige Aufnahmen aus dem Sommer nochmal durchgesehen und u.a. dieses Bild entdeckt. Hier ist eine Paarung zu sehen. Weitere Beobachtungen rund um das Paarungsverhalten möchte ich bei der Gelegenheit noch teilen (alles subjektiv und kaum untermauert durch Lektüre):

Platzhirschgehabe: Die männliche Wollbiene zeigt durch Präsenz, schnelle Flüge und auch Attacken, wer sich als Chef im Ring fühlt.

Konkurrenzkampf: An einem Tag konnte ich eine weitere Drohne im Revier beobachten. Der Platzhirsch hatte sie jedoch auch sofort auf dem Schirm und hat alles unternommen, um den „Jungspund“ zu vertreiben. Dabei haben sich heftige Szenen abgespielt. Beide Drohnen haben sich in der Luft im Stehflug begutachtet und dann duelliert. Eine Prügelei am Boden war dann das Ende. Die 2. Drohne ist zunächst liegen geblieben (ich dachte sie ist tot) und hat einige Zeit gebraucht, um sich wieder zu erholen und ist dann nie wieder gekommen.

Damen unter sich: In friedlicher Koexistenz sind die weiblichen Wollbienen mit dem Tagesgeschäft beschäftigt aber beäugen sich gegenseitig schon dabei. Ich konnte mehrfach beobachten, wie eine weibliche Wollbiene eine andere im Stehflug neben der Pflanze genau geprüft hat.

Annäherung: Auch wenn es auf den ersten Blick danach aussieht, dass stets die Drohne den ersten Schritt wagt und „damit durchkommt“ habe ich auch viele andere Verhaltensweisen gesehen. Manchmal wird das Männchen wirklich forsch geblockt. Manchmal setzt ein Männchen zur Paarung an, aber bricht wieder ab und sieht sich nach einem anderen Weibchen um. Manchmal sitzt das Männchen faul auf einem Blatt und, nachdem nichts vorwärts zu gehen scheint, fliegen Weibchen um die Drohne herum, um sein Interesse zu wecken. Dieses "sich ins Gespräch bringen" habe ich oft beobachtet. Und manchmal dauert die Annäherung einfach länger. Gegenseitiges Begutachten, gemeinsames Speisen an einer Pflanze und langsame Annäherung.

Nachspiel: Ein paar Momente der Ruhe gönnen sich die beiden im Anschluss, allerdings nicht nebeneinander. Aus meiner Sicht legt das Männchen eine längere Pause ein ;-)

Zeitpunkt: Paarungen habe ich vermehrt ab Nachmittags beobachten können. Erst die Arbeit dann das Vergnügen :-)

Das Bild war leider unterbelichtet und wurde mit einem hohen ISO-Wert erstellt. Grund dafür, war, dass ich eigentlich dabei war, Flugaufnahmen zu versuchen. Für die Paarung hätte eine 1/1000s locker gereicht und mir ein besseres Bild beschert. Mittlerweile verändere ich die Einstellungen, wenn ich zwischen Flugaufnahmen und Nicht-Flugaufnahmen hin und her wechsle. Bilder wie dieses sind Teil des Lernprozesses. Trotz technischer Mängel gefiel mir die verträumte Stimmung, das weiche Licht und der Moment.

ABM etwa 1:3, APS-C, 1/2500s, f/8, ISO 1250, Meike Makro 85mm, quadratischer Beschnitt (und 4% Reduktion der Kantenlänge)