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ADMIN

Hallo SeBo,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Hm, das ist ein sehr außergewöhnliches Foto! Es lebt von der Stimmung, eine Stimmung, die zur Jahreszeit (Anfang November) und zum Titel - Marienkäfer auf altem Holz im Herbst - passt. Alles wirkt etwas düster, gedrückt - eben so ein bisschen wie "November", wie "altes Holz unten auf dem Waldboden". Vom Grundsatz her passt das. Hier würde ein leuchtender, hoch-brillanter Käfer eine völlig andere Aussage liefern. Und dieses schon von Dir beschriebene Zusammenspiel aus "Käfer, Holz, Moos und bronzenem Metall" kann ich gut nachvollziehen - gefällt mir auch!

Die Frage ist nun: Kann man - ohne all diese Zielsetzungen zu verlieren - eben genau diese Aussage noch besser rüberbringen?

Gehen wir ein paar Punkte einzeln durch:
 

Bildaufteilung:

Betrachtet man das Bild aus einem etwas größeren Abstand, fällt eine spezielle Linie sofort auf: die Linie des kleinen Astes, der auf dem Baumstock liegt und auf dem der Marienkäfer läuft. Das ist - graphisch gesehen - eine sehr schöne Linie. Und diese Linie lädt geradezu dazu ein, fotografisch voll berücksichtigt und in Szene gesetzt zu werden. Das würde aber bedeuten, dass sie deutlich anders im Bild positioniert werden müsste als im obigen Bild. Du hast sie so ein wenig von der Mitte her von oben "reinhängen" lassen, und die Krümmung nach rechts rutscht infolge der mittigen Positionierung dann automatisch Richtung rechter Bildrand. Eine weitere Folge dieser Lösung: Der Marienkäfer sitzt nahezu genau in der Bildmitte. Das ist eigentlich ein wenig langweilig.

Andererseits ist unten links im Bild ein heller, unscharfer Fleck - vielleicht eine Flechte oder ähnliches. Aber dadurch, dass sie unscharf ist, wirkt sie schmutzig. Und dadurch, dass sie hell ist, fällt sie überproportional auf und stört ein wenig. Klar, die könnte man wegretuschieren, aber dennoch erscheint damit dann dort keine andere interessante Aussage.

LÖSUNG:

Das Hauptmotiv, bestehend aus gebogenem Ast mit Marienkäfer, nach links und nach unten verschieben! Der Käfer wäre dann so in etwa im Goldenen Schnitt unten links (nicht ganz, aber fast). Laufrichtung des Käfers und die Richtung des gebogenen Astes würden dann INS Bild (also in die dann rechte, ziemlich leere Bildhälfte) weisen, und nicht aus dem Bild heraus.
Der helle Fleck unten links wäre damit verschwunden, leider aber zumindest auch ein Teil des in der Schärfenebene liegenden diffus silbrig glänzenden Moses darüber, das ist sehr schade. Aber das muss in Kauf genommen werden, denn die oben beschriebene neue Ausrichtung von Ast und Käfer ist fast ein MUSS! Ich weiß nicht, was dann rechts im Bild noch Neues hinzugekommen wäre. Anderes Moos? "Nur" weiteres dunkles Holz? Die kreisförmige Linie des abgesägten Baumstumpfs? Vielleicht hätte man dann genau diese Linie auch noch interessant einbauen können? Egal: An der Neuausrichtung der Bildaufteilung führt eigentlich kein Weg vorbei!
 

Licht:

In der fotografierten Situation liegt ein leichtes Gegenlicht vor, das aus relativ wenig Himmelfläche kommt, mit starken seitlichen Abschattungen. Daher resultiert die düstere Bildstimmung. Wie schon gesagt, die sollte auf jeden Fall im Grundsatz erhalten bleiben. Dennoch würde ich die dunklen Töne im Foto ein wenig hochziehen - nicht viel, aber so, das die "schwarzen Löcher" insbesondere unterhalb des Käfers und auch in seinem Gesicht etwas mehr Struktur erhalten. Solltest Du im RAW-Format gearbeitet haben, wäre hier noch etwas rauszuholen. Aber wie gesagt: vorsichtig vorgehen! Bild-Titel und Jahreszeit sollten sich weiterhin im Foto zweifelsfrei widerspiegeln!
 

Schärfe:

Du hast Recht, die Schärfe liegt nicht in "knackscharfer" Art und Weise auf dem Käfer :-). Aber fast! Die Schärfe ist soweit ok, zumindest bremst sie das Bild an sich nicht aus! Das liegt auch daran, dass die Bildwirkung eben nicht durch Helligkeit, Farben und Brillanz getragen wird, sondern eher mittelalterlich düster (grins) ist. So "überwirkt" der wunderschöne helle, bronzefarbene Lichtpunkt auf dem Rücken des Käfers eine in geringem Maße vorhandene Unschärfe im abgeschatteten Käfer-Gesicht. Und bei allen Versuchen und Unternehmungen der Bildnachbearbeitung darf dieser Lichtpunkt nicht verschwinden, ja noch nicht einmal geschmälert werden!

Ein spannendes Bild zum Jahresbeginn!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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