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ADMIN

Hallo Sven,

Deine Wahrnehmung täuscht Dich wohl eher nicht: Ich bekomme bei meinen Multivisions-Vorträgen seit Jahren von den Besuchern zunehmend genau solche Rückmeldungen. Teilweise brechen die Zuschauer fast in Tränen aus und berichten über gefühlte Schmerzen über die krasse Entwicklung unserer Naturräume - und das, obwohl ich in den Multivisionen den Positivansatz vollziehe, also keine Horrorszenarien präsentiere. Aber diese teils heftigen emotionalen Reaktionen der Zuschauer sind wohl vielleicht gerade mit dieser Positivbetrachtung zu begründen. Viele sehen bei den Veranstaltungen wieder einmal, was sie eben heute nicht mehr sehen, sondern nur noch von früher kennen. Und dann outen sich manche in verblüffender Offenheit und reden tatsächlich sehr deutlich von Ihren Gefühlszuständen diesbezüglich. Das ist bemerkenswert - und erschreckend!

Auch wenn direkt in dem Dorf, von dem Du sprichst, "wohl niemand direkt mit Pestiziden/Glyphosat/Neonicotinoiden hantieren wird", besteht ein deutlich überregionales Problem. Mittlerweile gibt es zunehmend wissenschaftliche Beleg für eine sehr starke und in der Vergangenheit unterschätzte Drift der Schadstoffe. Wenn also irgendwo hunderte Meter oder sogar einige Kilometer weiter weg diese Substanzen gespritzt werden (und das werden sie, weil dies heute in der konventionellen andwirtschaft sogenannte "übliche Praxis" ist), erreichen diese Substanzen per Lufttransport so gut wie jeden Winkel der Umgebung. Bio-Bauern haben deshalb beispielsweise zunehmend Probleme, weil sie, obwohl sie selbst entsprechend ihrer Auflagen nicht spitzen, dennoch diese Substanzen in ihren Produkten haben - und dann natürlich Mega-Probleme mit der Zulassung bekommen! Die Probleme, die uns die (konventionellen) Landwirte bereiten, sind tatsächlich beträchtlich (gelinde ausgedrückt).

Wie Du bereits oben formulierst: Es ist absolut dramatisch und unverständlich, wie sich insbesondere Politiker und Landwirte (inklusiv deren Interessensverbände) diesbezüglich verhalten. Die oben geschilderte Situation ist heute wissenschaftlich belegt und bekannt. Also irgendwann mal rausreden so nach dem Motto "das hat man damals doch alles nicht gewusst" funktioniert nicht und wird hoffentlich dann auch nicht akzeptiert. Hier liegt nachweislich vorsätzliches Handeln vor - auf Kosten der Funktionalität unserer Naturräume!

Übrigens: Ich verstehe zwar Deine Gedanken zu "Oma Puddelich aus der Nachbarschaft" und der Hoffnung, dass diese Oma ihren Garten nicht bespritzt. Es wäre natürlich absolut sinnvoll, die gleichen Maßstäbe auch für unseren Gärten zugrunde zu legen.

Doch darf das natürlich nicht dazu führen, dies als "Ersatz" für die Zerstörung in der landwirtschaftlich genutzten Feldflur anzusehen - quasi so nach dem Motte intaktere Privatgärten im Siedlungsbereich im Tausch gegen zerstörte Agrarlandschaften. Ein solcher Trend in der Handhabung des "Agrarproblems" ist klar erkennbar - und fachlich überhaupt nicht tragbar. Ich habe dazu in einem anderen Zusammenhang schonmal hier bei Makrotreff etwas geschrieben. Im Artikel Schmetterlingshäuser - Fun-Erlebnis-Naturspektakel aus der Retorte findest Du dies im Absatz "Ein anderes Beispiel".

Lieber Gruß,

Roland

 

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