Biene auf Lungenkraut

Mein erstes Bild hier ... Schön, dabei zu sein!

Hatte gestern sehr viel Freude mit einem geliehenen vintage Trioplan 2.8 100 mm, das ich mit drei Zwischenringen an meine Nikon Spiegelreflex geschraubt habe. Ich fürchte, ich bin süchtig geworden ... ;)

 

Blende: 2.8, Verschlusszeit: 1/1600, nicht gecropt

Kommentarbereich

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ADMIN

Hallo Alec,

herzlich willkommen bei Makrotreff! 

Das ist ein freundliches, helles Bild, aus dem das Frühjahr förmlich herausspringt :-).

Am oberen Bildrand zeigt das Trioplan 2.8/100mm ein wenig von seinen herausragenden "Mal"-Eigenschaften. Solche Bokehzeichnungen sind es, die einem Makronisten so viel Freude beim Arbeiten mit diesem Vintage-Objektivklassiker bereiten. Insgesamt aber sind die "klassischen" Merkmale dieses tollen Objektivs im Bild eher zurückhaltend vertreten.

Zwei Aspekte spreche in konkreter an:

Licht / Belichtung

Du hast das Foto bei Gegenlicht gemacht. Dieses Gegenlicht verschafft der Honigbiene und den Blüten des Lungenkrauts nicht nur attraktive Lichtränder. Es legt sich auch als leichter Schleier über das gesamte Bild, wodurch dieses recht flau wirkt. Woran liegt das?
Hierfür müssen wir uns insbesondere zwei Faktoren näher ansehen.

1.
Als erstes stellt sich die Frage, ob das Sonnenlicht trotz Sonnenblende direkt auf die vordere Trioplan-Linse gefallen ist. Ich kenne das von Dir eingesetzte Trioplan nicht, weiß also auch nicht, um welche Version es sich handelt und ob es "vollständig" ist. Mit "vollständig" meine ich, ob die zum Trioplan gehörende Sonnenblende auf dem Objektiv vorhanden war. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass dies der Fall war. Das Einfallswinkel des Sonnen-Gegenlichts war jedoch so stark, dass er trotz Sonnenblende die Gläser des Trioplans erreicht hat. Dies führt insbesondere bei vielen der alten Objektive zu starkem Streulicht – so auch beim Trioplan.

LÖSUNG:
In diesem Fall ist es wichtig, die Sonnenblende quasi zu "verlängern". Eine Möglichkeit, dies bei Bedarf vor Ort sofort umzusetzen, besteht darin, beim Fotografieren eine Hand quasi "verlängernd" über die Sonnenblende zu halten. Hierbei muss man darauf achtgeben, dass sie über die Sonnenblende hinaus das Licht von der Frontlinse des Objektivs wirksam fern hält, gleichzeitig aber nicht am oberen Bildrand ins Bild hineinkommt. Das klingt nach ein wenig Gefummel, ist aber mit ein bisschen Übung schnell und einfach umsetzbar.
Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, das direkte Sonnenlicht von der Vorderseite des Objektivs fernzuhalten, wie z.B. die Verwendung eines kleinen Schirms zum Abschatten oder ähnliches. Egal wie, auf jeden Fall sollten die Sonnenstrahlen nicht direkt auf die Glasflächen treffen. Die meisten alten Objektive sind wesentlich streulichtanfälliger als moderne.

Auch die Version des eingesetzten Trioplans spielt eine große Rolle
Ich habe weiter oben die Version des von Dir geliehenen und eingesetzten Trioplans angesprochen. Auch diese Frage spielt hier hinein. Es gibt eine Version, die als das "klassische" Trioplan 2.8/100mm gilt. Mit dieser Version werden die meisten der sehr typischen und unverkennbaren "Trioplan-Bilder" erstellt. Die anderen Versionen unterscheiden sich von dieser klassischen Version – unter anderem im Kontrastverhalten, aber auch in der Art und Weise, das Bokeh zu malen. Sollte es sich also bei Deinem Trioplan nicht um die klassische Version dieses Objektivs handeln, spielt auch das eine deutliche Rolle insbesondere bei der Betrachtung der Kontraste und der Abbildungscharakteristik in den Unschärfen.

2.
Als zweiten wichtigen Aspekt spreche ich den Zustand der Gläser des von Dir eingesetzten Trioplans an. Viele der im Umlauf befindlichen Trioplan-Objektive verfügen über nicht klare Gläser.
Die Ursachen hierfür könne verschieden sein. Sie reichen von Nebel über Belag/Flecken bis hin zu Pilzbefall oder Separationen. Diese Trübungen können stark ausfallen oder aber auch so schwach, dass sie für ungeübte Augen nur schwer oder gar nicht sichtbar sind. In jedem Fall aber führen sie bei solchen Lichtverhältnissen, wie sie oben beim Bild vorlagen, zu deutlichen Beeinträchtigungen. Ein Verlust von Kontrasten sowie eine flaue Bildwirkung beispielsweise sind solche Beeinträchtigungen.

LÖSUNG:
Auch hierzu kann ich leider keine konkretere Aussage treffen, da ich das von Dir eingesetzte Trioplan nicht kenne. Sollte sich jedoch herausstellen, dass es tatsächlich irgendeine Form von altersbedingtem Belag auf den Gläsern hat, sind die oben beschriebenen Folgen beim Fotografieren nicht vermeidbar. Das sollte also unbedingt ausgeschlossen werden.


Insgesamt ist das Foto ein wenig überbelichtet. Auch dies führt zu einer Reduktion der Kontraste und zu einer Verstärkung des flauen Bildeindrucks. Ich würde über die Bildnachbearbeitung die Belichtung um etwa eine halbe bis eine Stufe herabsetzen.

Schärfe

Das Hauptmotiv ist die Honigbiene – davon gehe ich zumindest aus :-). Es ist nicht ganz so eindeutig, weil auf ihr nicht die Schärfe liegt. Diese liegt vielmehr auf ein paar wenigen behaarten Teilen der Pflanze (z.B. rechts neben der oberen, lila Blüte). Aber selbst diese Schärfe liegt recht weit unterhalb derjenigen Schärfe, zu der das Trioplan "klassischer" Version in tadellosem Zustand in der Lage ist zu leisten.

Also stellt sich auch hier wieder die Frage nach der Version und dem Zustand des von Dir geliehenen  und eingesetzten Trioplans.

 

Warum spreche ich das hier wiederholt an?
Ich erlebe es immer wieder, dass begeisterte Makronisten – und so, wie Du oben klingst, gehörst Du eindeutig dazu :-) – mit Vintage-Objektiven unterwegs sind, die insbesondere aufgrund von Mängeln insbesondere hinsichtlich ihrer fotooptischen Leistung nur sehr eingeschränkt ihr eigentliches Potential zeigen können. Dies führt natürlich dazu, dass diese Makronisten dann weit unter ihren Möglichkeiten arbeiten – und früher oder später völlig frustriert sind, weil sie selbst (aus ihnen unbekannten Gründen) nie diejenigen Bildergebnisse erreichen, die sie von anderen Bildern her kennen.

Nun kann ich bei solchen Lichtverhältnissen, wie sie bei Deinem Bild oben vorliegen (und die natürlich, korrekt umgesetzt, zu ganz tollen Fotos führen können), nicht sagen, was alles für diesen etwas zu flauen Bildeindruck geführt hat; zu viele Faktoren können hierfür ursächlich sein oder zumindest mit hineinspielen. Vielleicht ist das von Dir eingesetzte Trioplan völlig in Ordnung und es ist nur zu viel Sonnenlicht direkt ins Objektiv gefallen. In Verbindung mit einer nicht exakt platzierten Schärfe würde dies zu diesem Bildergebnis passen. Vielleicht spielen aber auch die anderen genannten Faktoren eine Rolle – was sich im Bild ähnlich zeigen würde. Nur dann nützt es wenig, über die Reduktion von direkt einfallendem Sonnenlicht oder genauere Lage des Schärfepunkts zu sprechen. Denn dann würdest Du mit diesem Objektiv-Expemplar nie zu einem besseren Bildergebnis kommen.

Ich weiß es einfach nicht :-)!

Nun habe ich eine Menge geschrieben – ohne konkret werden zu können. Ich habe mir dieses Foto von Dir oft und lange angeschaut. Und trotzdem ist diese Bildbesprechung ist für Dich wahrscheinlich wenig befriedigend – und für mich ebenso. Zu viele offene Punkte. Zu wenig Konkretes. Und das bei einem eigentlich soooo freundlichen Foto:-)! Das ist schade. Alles andere würde aber – mangels Wissen – zu unseriösen und damit falschen Aussagen meinerseits führen.

Eines ist jedenfalls sicher: Das Trioplan 2.8/100mm ("klassische" Version) kann klarer und schärfer – auch bei solchen Lichtsituationen :-).

Ich hoffe, Du wirst trotzdem weiterhin so viel Freude mit der Vintage-Makrofotografie haben. Diese Freude ist ein ganz toller und wertvoller Motor!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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Makronist

Lieber Roland, vielen vielen Dank für deine ausführliche Reaktion und die Zeit, die du dir genommen hast. Ich verstehe, dass du ohne das Objektiv zu kennen keine "definitive" Aussage zu den angesprochenen Problemen machen kannst. Trotzdem hast du mir sehr weiter geholfen, und ich werde deine Hinweise in den paar Wochen, wo das Trioplan 2.8/100mm noch bei mir ist, auf jeden Fall so gut wie möglich berücksichtigen.

Zu der Qualität des Objektivs und der Güte der Gläser kann ich als Laie leider nichts sagen. Für meine ungeübten Augen sehen sie sauber aus, aber ich verstehe, dass das keine Garantie ist. Der Bekannte, von dem ich es ausgeliehen bekommen habe, hat es ersteigert und weiß somit auch nicht viel zur genauen Herkunft.

Wie dem auch sei, ich freue mich über deine Worte und werde mit diesem und hoffentlich irgendwann auch mal ein eigenes Vintage-Objektiv weiter experimentieren, denn diese Art der Fotografie macht süchtig und glücklich :)

Viele liebe Grüße

Alexandra

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