Ein ganz normaler Arbeitstag

Ein ganz normaler Arbeitstag

Es ist ein wunderschöner Sonntagmorgen. Die Luft riecht frisch. Ganz anders als in den vergangenen sehr heißen Tagen. Ich gehe mit meinem Kaffee und der Kamera in den Garten. Es herrscht eine herrliche Ruhe. Man hört nur das Gezwitscher der Vögel und das Summen der Insekten.

Die Pflanzen strahlen eine herrliche Lebensfreude aus. Der Regen der letzten Tage hat ihnen gut getan. Sie bekommen zwar immer Wasser aus der Regentonne, doch echter Regen ist dann doch etwas anderes.

Es zieht mich zum Männertreu und den Anemonen hin.

Ja die Anemonen… Seit Tagen schleiche ich um sie herum und grüble wie ich sie am besten fotografieren könnte. Ich sehe sie mir an und denke mir: „Wird heute eh wieder nix…“ und wende mich dem Männertreu zu.

Die kleinen, blau-violetten Blüten ziehen mich in ihren Bann. Von der Kühle der Nacht sind die drei unteren Blätter der Blüten etwas zusammengerollt. Die beiden oberen Blütenblätter sehen, in Verbindung mit den zwei hellen Punkten, wie Hasenohren aus.

Durch die Hecke des Nachbargrundstückes werden die Blüten „spotartig“ beleuchtet. Sofort beginnen sie zu strahlen und machen auf sich aufmerksam.

Ich fange direkt mit dem Fotografieren an und möchte dieses Schauspiel einfangen. Durch das wandernde Licht der Sonne ergeben sich immer neue Möglichkeiten das Männertreu abzulichten. Um mich herum summt und brummt es. Die Bienen und Hummeln untersuchen emsig die vielen Blüten der Pflanzen.

Nach einer Weile wende ich mich doch wieder den Anemonen zu. Geschlossen sehen die Blüten, seitlich betrachtet, für mich fast herzförmig aus. Feine Linien ziehen sich vom Stängel zur Spitze der Knospe hin. Der leichte Flaum und das zarte Rosa auf der Außenseite der größeren Knospen, erwecken den Eindruck von wertvollem Samt.

An trüben Tagen öffnen sich die Blüten nur sehr wenig. Doch an sonnigen Tagen zeigen sie ihr ganzes Können. Werden die Blüten von hinten angeleuchtet, ziehen sie sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass ich so etwas vor langer Zeit in einer Glasmanufaktur gesehen habe. Doch selbst der meisterhafteste Glasbläser kann nur ansatzweise die Einzigartigkeit dieser Blüten darstellen. Das sehen einige Bienen und Hummeln wohl auch so. Scheinbar an einem himmlischen Faden hängend, baumeln sie vor den Blüten hin und her. Nur um sich dann kopfüber in die Staubgefäße zu stürzen. Hektisch „wurschteln“ sie sich durch die engstehenden Staubgefäße, um dann in aller Eile die nächste Blüte zu inspizieren.

Während ich mich über diesen schönen Sonntagmorgen freue, ist es für die Bienen und Hummeln ein ganz normaler Arbeitstag.

Ich kann, genau wie der Glasbläser, nur versuchen dieses Leben, dieses Wunder der Natur bestmöglich mit meiner Kamera einzufangen.

Kamera: Canon EOS 1300d Objektiv: Fujinon 2.2/55mm

Blende: 2.2 alle Bilder ISO: 100 alle Bilder

Zeit: 1/400, 1/400, 1/320

Liebe Grüße

Dirk

 

Kommentarbereich

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MOD

Ach, Dirk! Was für eine Geschichte! 

Was braucht man da noch um glücklich zu sein. Nichts, denn es ist bereits alles da. Man muß es nur sehen können.  Selbst dort, wo man meint dort wäre nichts gibt es etwas. Vielleicht nicht gerade in diesem Moment, vielleicht etwas später, wenn das Licht das Feuer gezündet hat und uns wieder einen Blick gewährt in die unendlichen Wunder der Natur.

Deine Bilder begeistern mich.

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Hallo Gabi,

vielen Dank. Ja die die Eindrücke dieses Morgens waren sehr intensiv, weshalb ich sie auch in mein Buch geschrieben habe und dann hier mit Euch geteilt. Ich saß tatsächlich mitten zwischen den ganzen Blüten. Die Bienen und Hummeln ließen sich von mir nicht stören. Ich war keine Bedrohung für sie.

Das empfundene hallt bis heute in mir nach. :-)

Liebe Grüße

Dirk

 

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ADMIN

Hallo Dirk,

die Sonntagmorgen-Stimmung kommt sowohl durch Deine Zeilen als auch durch die Fotos rüber. Einfach wunderbar!

Insbesondere bei den Anemonenbildern zeigt das Fujinon 2.2/55mm, was es kann: feine Schärfe, attraktives Bokeh. Hier sprechen mich Bild 1 und 3 besonders an.

Beim Bild zwei liegt die Schärfe auf den Staubgefäßen, nicht auf der anfliegenden Hummel, die sich vor der Blüte befindet. Hier gilt: Tier toppt Pflanze. Aus dieser Sicht heraus sollte/müsste die Schärfe auf dem Insekt liegen, weil das Betrachterauge als erstes einen Schärfepunkt beim Tier sucht.

Insgesamt eine gelungene und intensive Stimmungswiedergabe eines Sonntagmorgen!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

vielen Dank.

Das Fujinon 2.2/55mm ist ein richtiges Schätzchen. :-) Mitunter habe ich den Eindruck, dass das Motiv wirklich vom Hintergrund gelöst ist. Das gibt den Bildern eine gewisse Dreidimensionalität. Sehr, sehr schön. :-)

Vielen Dank für den Tipp. :-) 

Liebe Grüße

Dirk

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