Wärme genießen

In den letzten Strahlen der herbstlichen Nachmittagssonne setzt sich eine Fliege auf das Blatt einer Rot-Eiche, das in dieser Jahreszeit mit seinem satten Gelb-Orange die Wärme der Sonne zu verstärken scheint. Genüsslich putzt sie sich, bevor sie weiterfliegt.

Zum Glück konnte ich ihre kurze Auszeit nutzen, um diesen Augenblick warmer Herbststimmung festzuhalten.

Canon EOS R6 mit Tomioka f1,2, 55mm, Helicoid- Adapter, Beschnitt ca. 10%

Kommentarbereich

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ADMIN

Hallo Kerstin,

ein riesiges Meer von Gelb, alles scheint ineinander zu verlaufen. Wie von Zauberhand manifestiert sich aus diesem Meer heraus eine konkrete (Blatt-)Form, in deren Mitte eine winzig kleine Fliege sitzt.

So könnte man dieses Bild abstrakt beschreiben. Es ist einfach nur wunderbar, wie das Tomioka Formen, Farben und Licht in sanften Unschärfen vereint.

Die Fliege ist sehr klein abgebildet. Dieser geringe Abbildungsmaßstab verstärkt zwar die Wirkung kleine Fliege in großem Farbenmeer, doch bei geringerer Betrachtungsgröße ist die Fliege auf den ersten Blick nicht ganz einfach als Fliege zu erkennen – obwohl sie punktgenau in der super schmalen Schärfeebene der Blende 1.2 liegt. Erst bei voller Vergrößerung ist sie klar und deutlich als sich putzende Fliege erkennbar.
Da die Fliege eindeutig das alleinige Hauptmotiv ist, würde es das Bild noch etwas mehr aufwerten, wenn sie ein wenig größer abgebildet wäre. Mit "ein wenig" meine ich tatsächlich nicht viel, sonder nur so viel, dass man sie auf den ersten Blick etwas besser erkennt, ohne die Wirkung einer kleinen Fliege im großen Laub-Lebensraum zu schmälern.

Fazit: ein tolles Foto mit gelungener Bildaufteilung und Bildaussage, gegebenenfalls mit einer kleinen Verbesserungsmöglichkeit hinsichtlich des Abbildungsmaßstabs des Hauptmotivs.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" +

Roland

 

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Makronist

Hallo Roland,

danke für das positive Feedback zu dem Fliegen- Foto. Mit der Abbildungsgröße der Fliege hast Du natürlich Recht. Etwas größer wäre vorteilhafter gewesen und hätte die Bildaussage deutlicher unterstrichen..

Es war für mich ein wichtiger Hinweis für weitere Motive dieser Art und Größe.

Was empfiehlst Du bei noch kleineren Insekten? Dann muss man sehr nah ran?  Oder können sie auch mit dem entsprechenden Umfeld und Hintergrund etwas kleiner abgebildet werden- zum Beispiel das Licht im Hintergrund als Blickfang nutzen?

Danke für Deine Anregung dazu,

viele Grüße

Kerstin

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ADMIN

Hallo Kerstin,

allgemein gilt: Je kleiner das Motiv (hier in dem Fall das Insekt), desto relativ schwieriger wird es für die Vintage-Makrofotografie. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Die meisten Vintage-Makroobjektive sind keine Makroobjektive. Sie sind also nicht für den Nahbereich gerechnet bzw. optimiert worden. Umso erstaunlicher ist es, wie gut viele von ihnen dennoch im Nahbereich abbilden. Trotzdem gibt es Grenzen.

Dieser Grenzen sind je nach Objektiv unterschiedlich. Es würde jetzt hier den Rahmen sprengen, haufenweise Objektive nach diesem Gesichtspunkt zu klassifizieren. Aber es gibt ein paar Regeln, die zumindest in vielen Fällen zutreffen:

  • Je langbrennweitiger das Vintage-Objektiv ist, desto mehr leidet die Abbildungsqualität im extremen Nahbereich.
     
  • Je lichtstärker das Vintage-Objektiv ist, desto mehr leidet die Abbildungsqualität im extremen Nahbereich.
     
  • Manche kleine Vintage-Filmobjektive erreichen im extremen Nahbereich mehr Abbildungsqualität als alte Foto- und Projektions-Objektive.

Diese Regeln stellen eine Annäherung dar; selbstverständlich gibt es Ausnahmen.

Treffen mehrere Punkte dieser Regeln gleichzeitig zu, hat das entsprechende Auswirkungen auf das Bildergebnis. So leidet beispielsweise ein hochlichtstarkes, langbrennweitiges Projektionsobjektiv im stärkeren Nahbereich in der Regel tatsächlich ziemlich stark.

Fotos von Insekten stellen in der Vintage-Makrofotografie meist eine höhere Schwierigkeitsebene dar. Tiere, und hier insbesondere Kleintiere wie Insekten oder Spinnen, will das Betrachterauge scharf sehen. Und genau bei diesem Punkt kommen viele alte Objektive an ihre Grenzen. Es müssen meist mehrere Dinge positiv zusammenkommen, damit nachher auf dem Foto alles passt. Dann allerdings sind solche Fotos oft der Renner :-).

Wichtig ist, die Grenzen der jeweils eingesetzten Optik kennenzulernen. Denn wenn das Insekt zu unscharf ist, nützt das best gemalte Umfeld nichts. Denn in dem Moment, wo ein Tier auf dem Bild ist, ist es auch in aller Regel das Hauptmotiv. Und das muss passen.

Liebe Grüße 

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

ich danke Dir für die präzise Beschreibung dieses schwierigen Themas. Ich habe wieder viel gelernt, vor allem aber, dass es nicht jede Winzigkeit schafft, scharf abgebildet zu werden. Das hilft, nicht zu verzweifeln und ermutigt, geeigneter Motive zu suchen. (Obwohl es schon sehr verlockend sein kann, die "Minis" vor lukrativem Hintergrund festzuhalten.)

Besten Dank nochmals!

Kerstin

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