Fliegenspießwespe

Eigentlich war ich, motiviert durch Beiträge hier im Forum, auf der Suche nach dem Bienenwolf. Auf einer großen Waldlichtung mit sandigem Hang bin ich fündig geworden, konnte jedoch kein gutes (Flug-)Bild ergattern. Da unzählige Geschichten und Abenteuer in der "kleinen Welt" permanent stattfinden, kommt es darauf an, auf was man genau achtet. 

Meine Aufmerksamkeit ist dann länger auf kleine Grabwespen gerichtet gewesen. Mit bloßem Auge war kaum zu erkennen, was hier genau los war. Die Grabwespen sind blitzartig in ihren Sandlöchern verschwunden und erst auf den zweiten Blick habe ich gesehen, dass sie Beute dabei haben. Nur in einem Moment ist das Tier nicht gleich im Loch verschwunden, sondern in der Nähe umhergeschwirrt und in diesem Moment ist dieses Bild entstanden. Erst Zuhause bin ich dann in die Recherche gegangen, um herauszufinden, was ich da abgelichtet hatte. Nach längerer Recherche hat sich für mich die Sachlage dann folgendermaßen dargestellt (kein Anspruch auf Richtigkeit ;-)):

Bei der Grabwespe handelt es sich um eine Fliegenspießwespe (Oxybelus bipunctatus). Diese mit etwa 4mm Größe recht kleine Grabwespe spießt ihre Beute auf und transportiert sie am Stachel zurück zum Nest. Normalerweise verschwindet sie rasch im Loch, um die Warscheinlichkeit selbst von Fleischfliegen (Gattung Metopia), die in der Nähe lauern können, parasitiert zu werden, zu senken. Die Fliegenspießwespe hat hier eine kleine Fliege (vielleicht eine kleine Raupenfliege wie Phasia pusilla) erbeutet und war auf dem Rückflug. Doch wer lauerte vor dem Loch? Es war eine kleine rote Waldameise (Formica polyctena), die sich als Fliegendieb entpuppte. Ärgerlich für die Grabwespe aber für mich eine Gelegenheit diese Geschichte festzuhalten. 

Mir geht es bei diesem Beitrag nicht um fotografische Details, sondern darum, das Zusammenspiel mehrerer Tierarten dokumentiert zu haben. Ausnahmesweise habe ich das 16:9 Format nochmal deutlich beschnitten, um die kleinen Tiere mehr zur Geltung zu bringen.

1/4000s, f/4,5, ISO800 

Kommentarbereich

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MOD

Hallo Rob,

eine ganz tolle Geschichte! Ich freue mich dass Du sie mit uns teilst. Deine Aufnahme dazu ist doch super geworden. Ich bin immer wieder erstaunt wie alles so in der Natur zusammenspielt. 

Hast Du eine Erklärung für  die  Fleischfliegen vor dem Bau des Bienenwolfs. Sie sind reingekrabbelt , kamen aber nicht wieder  raus. Es flogen ab und an schwarze Teile aus dem Loch. Ich hatte den Verdacht dass das eventuell Fliegenstücke waren, also der Bienenwolf die Fliegen getötet hat. Kann das sein? 

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Hallo Gabi,

vielen Dank für deinen Kommentar! Joa, mir taugt die Aufnahme auch. Ganz ohne Beschnitt wären die Tiere jedoch arg klein im Bild. War mir aber auch ziemlich egal, nachdem die Schärfe auf dem Auge lag und die Ameise beim Diebstahl überführt wurde ;-).

Zu deiner Frage kann ich leider keine kompetente Aussage treffen. Kann mir jedoch kaum vorstellen, dass der Bienenwolf die Fleischfliege in Stücke reißt und die dann einzeln rauswirft. Eher könnte ich mir vorstellen, dass er eine Fliege erlegt und herausträgt. Womöglich hat der Bienenwolf oder Fliegen in dem Bau einfach gegraben. 

Schöne Grüße

Rob

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MOD

Hallo Rob,

ja, vielleicht hast Du recht und sie buddeln nur herum und werfen Steinchen aus. Es beschäftigt mich sehr. Ich kann im Beet beobachten dass der Bienenwolf jeden Abend und bei schlechtem Wetter seinen Bau verschließt. Manchmal liegt er lauernd im Loch. Das ist klasse anzuschauen.

Herzlichen Glückwunsch zum Toppi für Deine wirklich fabelhafte Naturgeschichte und das Bild dazu!

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Servus Rob,

das sind die Geschichten, die mich wirklich interessieren! Toll, dass du die Szene festhalten konntest und erläutert hast! Von der "Fliegenspießwespe" habe ich zuvor noch nie gehört. Es ist alles wirklich verrückt, wenn man die Augen offen hat. 

Nestbau, Versorgung der Brut, Parasiten und manchmal auch die Parasiten der Parasiten zu beobachten, das ist wirklich hochfaszinierend. Im Prinzip so einfach, im Detail aber doch hochkomplex. Wahrnehmungsoffene und neugierige Makronisten beschenkt die Natur im Übermaß ;-). Wie schön!

Liebe Grüße

Ingo 

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Makronist

Hi Ingo,

freut mich, dass du die Geschichte spannend findest. Manchmal habe ich schon Bedenken, wenn ich so viel schreibe...aber das kennst du ja auch ;-)

Du hast unsere Neigung toll beschrieben. Die Öffnung der Wahrnehmung ist der Schlüssel, aber unabdingbar ist Wahrnehmung immer selektiv. Manchmal weis ich kaum auf was ich gerne achten möchte. An meinen Lieblingsstellen gibt es so viel zu entdecken und das kann unruhig machen. Dazu kommt noch, dass man sich manchmal auf die Geschwindigkeit der Handlungen der kleinen Tiere einlässt. Kennst du bestimmt auch, dass das anstrengend für uns (sehr langsame und träge Menschentiere) ist ;-). Einfach mal hinsetzen und bleiben hilft mir dann oft weiter.

Bis bald!

Liebe Grüße

Rob

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Makronist

Moin Rob,

zum vielen Schreiben: Wer es lesen will, freut sich vielleicht, wer nicht lässt es einfach sein. Ich habe mich gefreut. 

Nun denke ich seit Stunden: "Rob sei Dank!". Denn aufgrund deiner Einstellung habe ich heute Nachmittag mal meine Sandflächen (hört sich großartig an, nicht wahr ***grins ) gecheckt. Hmmm, kleine Häufchen? Wer buddelt denn da? Äääh, sieht aus wie Minifliegen. Aber Fliegen buddeln doch gar nicht! Also schnell die Kamera geholt... 

Tja, und was sehe ich? Oxybelus bipunctatus (was für ein Name!), die Fliegenspießwespe. Hat die geile blaue Augen (belus). Und zwei gelbe Punkte an der Seite (bipunktatus). Die Namensgeber haben manchmal echte Phantasie und Humor. Für richtig gute Fotos hat es noch nicht gereicht, aber weil es so gut passt und ich dich kenne, schiebe ich sie hier mal rein. Wird schon o.k. sein. Mit Fliegenbeute im Flug habe ich sie allerdings noch nicht gesehen oder gar fotografiert, das ist deine Domäne. 

Liebe Grüße!

Ingo 

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Makronist

Sehr cool Ingo!

Ja selbstverständlich kannst du Bilder bei meinen Beiträgen reinschieben. Immer und gerne! Ich freue mich gerade sehr, dass du das gleiche Tier heute vor der Linse hattest. Auf deinen Bildern ist die Art auch viel besser zu erkennen. Die Bilder sind vor allem für das erste Date doch mehr als fein. Beim dritten kann man besonders tief in die Augen blicken!

Also wenn die am Buddeln sind, könnte es sein, dass die ein paar Tage später dran sind als bei mir. Bei fertigen Löchern wird es losgehen mit den Flügen mit Beute am Stachel. Hier wird das Wetter die Tage völlig untauglich und ich hoffe, dass du mehr Glück hast. Bin ja mal gespannt, ob du noch was ergattern kannst.

Schönen Abend noch!

Rob

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Makronist

Hallo Rob,

mir der Wetterprognose sieht es hier auch nicht so gut aus, aber vielleicht habe ich ja Glück. Du hast mich total angefixt ;-). Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, werde ich alles geben.

Ich hänge nochmal ein Bild an, das jetzt wirklich mässig ist. Aber ich frage mich, ob das nicht auch ein Oxybelus ist. Vielleicht Oxybelus haemorrhoidalis? Ach, wäre ich doch nur Entomologe...

Liebe Grüße

Ingo

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ADMIN

Hallo Rob,

Du hast oben im Textfeld eine Geschichte erzählt – die Geschichte, die Dein Foto erzählt. Es ist eine Geschichte tief in die Biologie hinein. Das Foto zeigt einen Augenblick von der Bühne des biologischen Lebens, das sich ständig um uns herum abspielt – von den meisten Menschen gänzlich unbemerkt. Das ist einfach nur wunderbar!

Dies ist nicht nur ein tolles, sondern auch ein biologisch "wertvolles" Foto!

Gratulation zu diesem Top-Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"

Roland

Profile picture for user Rob
Makronist

Hallo Roland,

vielen Dank für das Toppi! Damit hätte ich gar nicht gerechnet.

Es war wirklich spannend wie einzelne Ameisen gezielt das Habitat nach der Beute der Grabwespen durchkämmt haben und ich dabei sein durfte wie die Grabwespe (überrascht von der Ameise) in der Luft schwirrte. Erlebt man nicht alle Tage ;-)

Herzliche Grüße

Rob

 

Profile picture for user Ilas
Makronist

Hallo Rob,

auch ich schließe mich den Vorschreiben   an.

Diesen tollen Fund hast du klasse festgehalten. Das ist genau mein Ding, etwas mir unbekanntes finden, es erwischen und dann die  spannende Suche nach Infos. 

Das ist dir hier super gelungen.

Zum Top-Foto gratuliere ich dir.

L G. Astrid  

Profile picture for user Gast
Erstellt von Birgit Heymer (nicht überprüft) on Mi., 26/07/2023 - 21:31 Permalink

Hallo Rob,

ich gratuliere zum Toppi! Ingo hat mir heute gezeigt, wie klein die sind (auch wenn du es geschrieben hast) und dann ist dir so eine Aufnahme gelungen. Es immer wieder beeindruckend für mich, wie du das schaffst, ganz klasse. Und deine Geschichten mag ich sehr.

Liebe Grüße von

Birgit 

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