Tomate!

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Makronist

Hallo Erich,

mir fällt bei allen drei Bildern auf, dass du sehr hohe ISO-Werte genommen hast. Das dadurch verursachte Rauschen hat m.E. einiges damit zu tun, dass du über unscharfe Bilder klagst. Bei diesem Bild kommt noch der Lichteinfall von rechts dazu, der komplett ausgefressen ist, d.h. man sieht selbst nach Bildbearbeitung keine Strukturen oder Farben mehr.

Des Weiteren bemerke ich, dass du Verschlusszeiten gewählt hast, die nicht gut mit der Brennweite harmonieren. Zumindest früher sagte man immer, die Verschlusszeit solle sich an der Brennweite orientieren. Würde hier bedeuten: bei einem 90mm Objektiv eine Verschlusszeit von 1/180s oder schneller.

Da ich mich mit Canon nicht auskenne, kann es aber auch sein, dass ich zumindest beim zweiten Absatz falsch liege.

Schärfe bei den beiden anderen Fotos habe ich nicht gefunden, hier liegt die Schärfe auf dem Blütenblatt , das nach links oben geht. Wo wolltest du den Schärfepunkt setzen? Hast du manuell oder mit Autofokus gearbeitet?

Viele Grüße

Mainecoon

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Makronist

Danke für deinen Hinweis. Habe die Tomaten mit Autofocus photographiert auf die Frucht nicht wirklich auf das Blatt. Wie soll ich mit den Isowerten jonglieren. Habe die Isowert auf Automatic eingestellt. Wenn ich die ISO Wert manuell einstelle ist alles dunkel, da muss ich die isolierte über 1000 einstellen damit ich überhaupt was sehe. Es war gestern ein sonniger Tag habe die Fotos so um 17Uhr gemacht. Teilweise im Schatten, bei Automatic Iso schnellen die Werte hoch, wenn ich manuell die Iso einstelle dann sehe ich unter 1000 nichts. Was hat es Aufsicht mit Iso werten? Komme da nicht klar zu hell zu dunkel. Wie soll ich da eine richtige Schärfe bekommen. 

Roland hat mir diesbezüglich schon einen Typ gegeben: Blende Ca. Bis 8, Zeit Ca. 1/500s bis 1/1000s, Iso wert Max. bis 200 aber wie soll das gehen, da ist alles finster?

Bitte um Rat. 

Lg Erwin

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Makronist

Hallo Erwin,

entschuldige bitte zunächst, dass ich deinen Vornamen falsch geschrieben habe!

Ich kämpfe auch noch mit diesen Parametern, komme mir manchmal vor wie ein Joungleur mit drei Bällen, dem ständig einer herunterfällt. Ich kann deinen Frust also gut verstehen. Vielleicht hilft dir meine Vorgehensweise.

Zunächst einmal Grundlegendes:

  • Auch an einem sonnigen Tag kann es um 17 Uhr im Schatten schon zu dunkel sein für ein vernünftiges Foto.
  • Der ISO-Wert entspricht dem ASA-Wert bei den Filmen zur analogen Zeit; er regelte die Lichtempfindlichkeit des Films.
  • Je höher der ISO-Wert, desto höher (ab einem bestimmten, bei jeder Kamera individuellen Wert) ist das Rauschen, das dafür sorgt, dass das Bild "vermatscht" und damit unscharf aussieht.
  • Stelle deine Kameras so ein, dass dir die Werte u. a. von ISO, Blende und Zeit auf dem Display bzw. dem Sucher angezeigt werden.
  • Stelle deine Kamera so ein, dass du mit Halbautomatik fotografierst und die Blendenwerte leicht verstellen kannst. (Bei meinen Kameras ist das die Einstellung A, bei Canon heißt sie vermutlich anders)
  • Die ISO darf auf keinen Fall auf Automatik gestellt sein! Die Grundeinstellung sollte 100 oder 200 sein, je nachdem, was die Canon ermöglicht (bei Olympus ist es z. B. 200)

Meine Vorgehensweise:

Nach der Auswahl des Motivs und der richtigen Position überlege ich mir zunächst die Blende, stelle sie ein und stelle dann das Motiv scharf. (Wenn es geht, mach das manuell, denn der Autofokus hat manchmal auch seine Tücken. Schau doch mal, ob deine Canon das sog. Fokus Peaking hat, und aktiviere es.)

Die Kamera zeigt mir automatisch im Sucher die wichtigen Werte an, wie oben schon angesprochen. Würde die gewählte Blende eine unmögliche Verschlusszeit benötigen, ändere ich zunächst die Blende um eine Stufe nach oben, also z.B. von 2.8 auf 3.5. Das mache ich so lange, bis die Verschlusszeit passt.

Wenn mir jetzt aber die Blende zu geschlossen ist, kommt die ISO ins Spiel. Ich stelle wieder die Blende auf meinen Wunschwert und erhöhe die ISO und einen Wert nach oben. Warnt mich die Kamera wieder, dass die eingestellten Werte nicht funktionieren, erhöhe ich die ISO um eine weitere Stufe usw.

Dein eventuelles Missverständnis:

Zitat: "Roland hat mir diesbezüglich schon einen Typ gegeben: Blende Ca. Bis 8, Zeit Ca. 1/500s bis 1/1000s, Iso wert Max. bis 200"

Roland hat dir damit Werte gegeben, die am häufigsten Verwendung finden. Das sind aber keine in Stein gemeißelten Werte. Anders formuliert: Normalerweise ist

  • eine Blende zwischen Offenblende und etwa Blende 11 oder 13
  • eine Verschlusszeit zwischen 1/125 und 1/2000
  • eine ISO von 100 bis 320 (das ist kameraspezifisch, s. meine Anmerkung zum Rauschen!)

der Bereich, in dem du dich in der Makrofotografie aufhalten kannst. Oftmals wirst du mit den Werten, die Roland dir genannt hat, gut auskommen. Manchmal werden dies Werte auch nicht ausreichen, wenn du beispielsweise ein fliegendes Insekt aufnehmen möchtest, wird auch 1/1000s nicht ausreichen, um das Tier scharf zu bekommen.

Mein Tipp:

Ich würde dir raten, Belichtungsreihen zu machen, also: Kamera auf das Stativ, Fernauslöser, ISO auf 100 oder 200 stellen (s. meine Anmerkung zu kameraspezifischen ISO-Werten). Fang mit Offenblende an (dürfte bei dem Tammi 2.8 sein), dann schließt du für jedes neue Bild  die Blende immer mehr bis zur Blende 13.

Jetzt erhöhst du die ISO um einen Schritt und fängst wieder mit Offenblende an wie oben.

Also anders formuliert:

Belichtungsreihe 1 mit ISO 100:

Bild 1 mit 2.8 Blende, Bild 2 mit 3.5 Blende bis Bild X mit Blende 13

Belichtungsreihe 2 mit ISO 200:

Bild 1 mit 2.8 Blende, Bild 2 mit 3.5 Blende bis Bild X mit Blende 13

Belichtungsreihe 3 mit ISO 320:

Bild 1 mit 2.8 Blende, Bild 2 mit 3.5 Blende bis Bild X mit Blende 13

Dann schaue dir die Bilder im Computer an, vergleiche sie und suche das dir am besten gefallende pro Belichtungsreihe heraus. (Wenn du mit Lightroom arbeitest, siehst du alle Werte rechts oben unter dem Histogramm angezeigt) Da du drei Belichtungsreihen gemacht hast, hast du jetzt drei Bilder, die dir am besten gefallen haben. Auch diese schaust du dir genau an und wählst daraus das Beste.

Mach diese Belichtungsreihen immer wieder bei den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen und Motiven. So bekommst du mit der Zeit ein Gefühl für dieses Zusammenspiel von Blende, ISO und Verschlusszeit.

Ich weiß, das ist mühsam, aber dieses Vorgehen ist wirklich sehr aufschlussreich.

Viel Spaß dabei!

Mainecoon

P.S. Kümmere dich bei dieser Vorgehensweise erst mal nicht darum, ob deine Bilder wirklich scharf geworden sind, sondern wirklich nur um das Zusammenspiel von ISO - Blende - Verschlusszeit. Um die Schärfe kümmern wir uns später ;-)

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Makronist

Hallo wie heißt du mit Vornamen?

Danke, vielen Dank für die ausführlichen Hinweise. So Aufschlussreich habe ich noch nie Tipps bekommen. Vielen Dank, werde mich langsam herantasten.

Lg Erwin🙌😃😆😮😰

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Makronist

Hallo Erwin,

gern geschehen!

Wichtig ist nur, dass du Schritt für Schritt vorwärts gehst. Also z.B. erst mit der Wechselwirkung ISO- Blende - Verschlusszeit beschäftigen, bis du dich sicher fühlst. Dann an der Schärfe arbeiten, bis du dich sicher fühlst, dann... Ich bin oft ungeduldig und will alles gleichzeitig hinbekommen und dabei natürlich das weltbeste Foto machen - und lande wieder auf der Nase. Also, wie unsere Omas immer sagten: Eins nach den anderen.

Entschuldige, wenn ich hier im Forum bei "Mainecoon" bleibe. Mein Job hat mich gelehrt, im Internet möglichst nichts preis zu geben.

Viele Grüße

Mainecoon

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MOD

Hallo Erwin,

da hat sich Mainecoon aber echt Mühe gegeben und dir eine eine perfekte Anleitung geliefert. Super! Wenn es jetzt nicht klappt....;-)

Nur ein kurzer Nachtrag: bei Canon stellst du auf AV (Teilautomatik) und das Focus Peaking gibt es bei deiner Kamera nicht.

Nun aber raus in den Garten und loslegen! :-)

Viel Spaß wünscht dir

Gabi

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