Langbeinfliege

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Makronist

Nur falls es jemanden interessieren sollte: Was es mit der Mikroskop-Objektiv Angabe NA auf sich hat. (Da dies bei allen meinen Einstellungen im Prinzip eine wichtige Rolle spielt...)

Die Rolle der Blende wird bei Mikroskopobjektiven durch die sog. Numerische Apertur (NA) ersetzt. Sie ist wesentlich für das Auflösungsvermögen (="Schärfe") des Objektivs, und eigentlich wichtiger als die Vergrößerung. In obigem Foto sieht man links ein 10x/NA 0.42 Objektiv - es ist somit deutlich "schärfer" als das in der Mitte mit 10x/ NA 0.28 (Auflösungsvermögen 0,7 um statt 1.0 um). Das kleine Objektiv ganz rechts ist ein Standard Mikroskop-Objektiv für ein klassisches biologisches Durchlichtmikroskop. Es hat NA=0.30, und ist somit (theoretisch) sogar ein wenig "schärfer" als das mittlere. Der wesentliche Unterschied ist dabei der Arbeitsabstand (a), der bei letzterem nur ca. 7mm beträgt, bei dem 10x/NA 0.28 ist der Arbeitsabstand immerhin a= 34mm und erlaubt somit eine vernünftige Auflicht-Beleuchtung. Beim "dicken" 10x/NA 0.42 wird es schon wieder enger, mit a=15mm, man kann fast nur noch mit Streiflicht arbeiten. Außerdem halbiert sich die Schärfentiefe, man braucht also doppelt so viele Einzelfotos für den Stack.

Anhand der Skizze kann man leicht erkennen, dass (in Luft) NA nie größer 1 sein kann (dann wäre der Arbeitsabstand a=0 :-). Damit kann man mit der klassischen Lichtmikroskopie keine Objekte mehr auflösen, die weniger als eine halbe Wellenlänge (ca. 280nm) voneinander entfernt sind.

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ADMIN

Hi Uli,

ein wahnsinnig gutes Foto, ich liebe diese Fliegen. Weißt du welchen Grund die auffälligen "Farben" haben könnten?

Die Erklärung zum NA ist auch super (besser als an der Uni damals ;-)). Was hälst du in diesem Zusammenhang von dem neuen Laowa Aurogon FF 10-50X NA0.5 Supermicro APO. Das hat ja dann sogar 0.5?

Beste Grüße

Valentin

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Makronist

Hallo Valentin, die Farben sind reine Interferenzfarben an den dünnen Schichten der Oberflächen der einzelnen Ommatiden (ähnlich den Farben bei Seifenblasen usw.). Evtl. kann noch eine zusätzliche Reflexion im kristallinen Kegel (gleich darunter) eine Rolle spielen, das würde die extreme Farbabhängigkeit vom Beleuchtungswinkel erklären (und auch die Tatsache, dass 2 direkt nebeneinanderliegende Facetten unterschiedliche Farben haben können.

Das Laowa kenne ich nicht (muss mich mal schlau machen...), NA 0.5 kriegst du damit sicher nur bei maximaler Vergrößerung (50x). Das normale Mitutoyo 50x hat NA0.55 (vgl. zB. dieses Bild), das 50x HR hat sogar NA 0.75 (Allerdings: Arbeitsabstand 5.2mm, Schärfentiefe 0.4um). Nichts für den Alltag, vgl. z.B. hier und hier. Generell wirds jenseits von 20x (und NA >0.4) nach meiner Erfahrung schon ziemlich heikel...

Schöne Grüße

Uli

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ADMIN

Hi,

Danke für die Ausführungen! 

So wie ich das verstanden habe hat das Laowa durchgängig eine (sogar variabel einstellbare) NA von 0.5 und durchgängig (also von 10x-50x) 20 mm Arbeitsabstand. Das wäre ja vielversprechend ;-)

Beste Grüße

Valentin

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Makronist

Hallo Valentin, also hier 1. ein Poster zu den Interferenzfarben (vgl. rechts unten) [von meiner alten Alma Mater]. Und 2. : Das Laowa Aurogon hebe ich mir jetzt mal angeschaut. Auf jeden Fall seeehr interessant! Es besteht aus einem Front-Objektiv (eben mit NA 0.5) und 4 verschiedenen Vergrößerungs-Tuben (10x, 20x, 35x, 50x). Damit hat man bei allen Vergrößerungen (theoretisch) dieselbe Auflösung. Man fragt sich vielleicht, warum man überhaupt mit 50x fotografieren sollte, denn man erhält dadurch keine weiteren Detais als beim 10x - Vorausgesetzt, man hat eine Kamera mit kleinem Pixel-Pitch (z.B. die Sony A75R). Ansonsten kriegt man bei NA 0.5 und 10x Moirè-Muster (Verletzung des Abtastgesetzes!) - also eigentlich erzeugen die 20x-50x Tuben eine "leere" Vergrößerung, sprich, man erhält dasselbe Ergebnis, wie wenn man mit 10x fotografiert und dann eine Ausschnitts-Vergrößerung vornimmt (und evtl. wieder auf die hohe Pixelzahl hochskaliert). Trotzdem: ein tolles "Mikroskop-Set", das da von LAOWA angeboten wird, man braucht bloß noch einen präzisen(!) Makroschlitten.

Für mich(!) der größte Nachteil: Es gibt keine Möglichkeit einen Strahlteiler für UV bzw. koaxiale Beleuchtung bzw. Pol-Filter unterzubringen. Vor allem lässt sich meine High-Speed Technik (30fps) nicht realisieren. Die Schrittmotor-Makroschienen-2fps- Zeit habe ich schon hinter mir :-) Aber das sind natürlich fortgeschrittene Themen. Zum Einstieg in die Mikro-Makro-Fotografie ist das LAOWA-Set sicher mehr als geeignet, und der Preis erscheint mir sehr angemessen. 

Schöne Grüße

Uli

Noch ein Nachtrag: 20mm Arbeitsabstand bei einem Front-Objektivdurchmesser von 40mm (laut Datenblatt) ist natürlich auch nicht gerade komfortabel, was die Beleuchtungsmöglichkeiten angeht.

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ADMIN

Hallo Uli,

wow, ich habe Jahre meines Lebens mit Langbeinfliegen verbracht und bin ihnen dabei sehr nahe gekommen – aber so nahe? Neee, nicht ganz :-).

Ein traumhaftes Foto mit einer traumhaften Landbeinfliegenausstrahlung :-).

Auch, wenn das, was Du dazu schreibst, super speziell ist (was natürlich nicht heißt, dass es nicht hoch interessant ist), dieses Foto muss samt Beschreibng in unsere Top-Galerie.

Gratulation zu diesem Top-Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"

Roland

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Makronist

Hallo Roland, freut mich, wenn dir meine Sicht der Langbeinfliegen gefällt. Auch ich habe jedes Jahr immer wieder mehrere Stunden (Jahre wäre jetzt wirklich gelogen:-) die Tierchen beobachtet - spannend und lustig zugleich. Meine Ausführungen über die NA ist eigentlich nicht speziell, wenn man es mit Mikroskop-Objektiven zu tun hat. Die Numerische Apertur übernimmt hier die Rolle der Blende, und für die sollte man als Fotograf doch irgendwie ein Gefühl haben, oder?

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MOD

Grüß Dich Uli,

ich hab mir das Bild gerade in groß zu Gemüte geführt. Für die, die es nicht wissen, Rechtsklick auf das Bild und dann "in neuem Tab öffnen" auswählen. Man kann dann wunderbar vergrößern :-). Je mehr ich in das Bild zoome desto mehr bin ich fasziniert! Einfach toll gemacht und dazu noch wunderschön!

Servus
Wolfgang

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Makronist

Hallo Uli 

zuerst möchte ich dir zum verdienten Toppi gratulieren. 

Du kannst zu Recht behaupten, dass dir sogar Fliegen schöne Augen machen Diese Augen sind ganz besonders schön.

Auch bei deinen technischen Erklärungen kann man nur staunen. Das ist alles schon sehr speziell.

L G. Astrid 

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Makronist

Hallo Ulli, auch ich bin natürlich begeistert von deiner Darbietung!! Ich habe auch schon viel Zeit mit diesen schillernden Wesen verbracht, voller Spannung und mit großem Entdeckergeist. Aber Du weisst ich liebe alle deine Bilder die so hoch interessant durch deine Betrachtungsweise sind. Nie zuvor habe ich Insekten so gesehen, das ist wircklich ein großes Geschenk was Du hier zeigst.

Liebe Grüße Gudrun

 

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