Fliegenpilz

Altglas, Minolta ROKKOR PF 58mm, 1.4 mit Makroschnecke.

1/30 sek/ ISO 200/ f1.4

Mein erstes Foto mit dem Makroschneckenaufsatz, konnte so auf ca. 15 cm Entfernung fotografieren.
Es würde mich freuen wenn ihr mein Foto beurteilen würdet, bin im Bereich Makro absoluter anfänger.

 

liebe Grüsse Daniel Schlatter

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ADMIN

Hallo Daniel,

herzlich willkommen bei Makrotreff! 

Was für ein Rot auf dem grünen Untergrund! Sieht klasse aus.

Ich spreche vor allem zwei Dinge an:

Schärfe / Schärfeebene

Du hast mit der weit offenen Blende 1.4 des ROKKORS fotografiert. Dies ergibt eine sehr schmale Schärfeebene. Diese hast Du knapp oberhalb der Mitte des Pilzhuts platziert; alles darunter und darüber ist unscharf.
Und dies stellt ein kleines Problem dar. Dadurch, dass der Pilzhut schräg liegt, hat er eine enorme Tiefe. Es ist unmöglich, ihn aus dieser Perspektive mit Offenblende komplett in die Schärfe zu bekommen (Ausnahme: Focus Stacking, aber das ist ein völlig anderes Thema). Es stellt sich also die Frage, was genau nehme ich in diese schmale Schärfe hinein? Die Vorderkante? Die hintere Abschlusskante, weil sie eine starke Kontrastlinie darstellt? Oder die auf dem Pilzhut fressende Nackt-Schnecke? Alle diese Bereiche ziehen das Betrachterauge an – entweder, weil sie mehr oder weniger deutliche Kontrastkanten beinhalten oder weil sie einen interessanten Inhalt zeigen (z.B. die Schnecke).

Du siehst jetzt schon, dass keiner dieser drei Bereiche in der Schärfe liegt. Du hast die schmale Schärfeebene zwischen Schnecke und obere Abschlusskante gelegt. Nun sucht das Betrachterauge dennoch diese drei (Magnet-)Punkte ab, kann sich aber aufgrund der jeweiligen Unschärfen nirgendwo so richtig festankern. Irgendwann dann findet es den tatsächlichen Schärfebereich, bedauert es aber dennoch, dass die anderen attraktiven Bildbereiche unscharf sind.

Selbst dann, wenn Du einen dieser drei Bereiche in die Schärfe genommen hättest, lägen die anderen beiden draußen. Dies zeigt das unlösbare Dilemma dieser Perspektive in Verbindung mit der eingesetzten Technik.

LÖSUNG:
Ist bei einem Motiv aufgrund seiner Ausrichtung zur optischen Achse so viel Schärfentiefe nötig wie bei diesem Foto, stellt sich die Frage, ob es grundlegend geeignet ist für die Ablichtung mit einer offenen Blende – und damit überhaupt für den Einsatz eines alten Objektivs mit dem Ziel, es zu "malen".
Hier wären eine überlegenswerte Alternativen eine geschlossene Blende eines modernen Objektivs, um die gesamte Schönheit dieses Pilzhuts brillant und scharf in Szene zu setzen. Ein anderer Ansatz wäre die Anwendung der Focus Stacking-Methode, natürlich ebenfalls mit einem modernen Objektiv.

Hintergrund

Bestimmte alte Objektive setzt man dann mit Offenblende ein, wenn man deren besondere Abbildungseigenschaft zur Geltung bringen möchte – den attraktiven "gemalten" Eindruck insbesondere in den Unschärfen, hier vor allem in den Hintergrundunschärfen. Entsprechend baut man ein Foto auf, dass heißt, man komponiert es so, dass auch tatsächlich geeignete Strukturen vorhanden sind, die die gewünschte Wirkung zeigen.

Beim Fliegenpilzbild besteht das untere Drittel aus Vordergrundunschärfen, die in der Regel (so auch hier) weniger diesen gemalten Eindruck vermitteln. Und der gesamte Hintergrundbereich um den Pilzhut herum ist sehr homogen, zu homogen, um für ein altes Objektiv malbare Strukturen zu liefern.

Im oberen rechten Bereich liegt ein phantastisches Licht. Dieses reicht aber auch nicht alleine aus, um das gewünschte Malergebnis zu erhalten; die dort vorhandenen Strukturen verfügen über zu viel Schärfe, um vom alten ROKKOR gemalt wiedergegeben zu werden.

LÖSUNG:
Du erkennst an meinen Analysen, dass es in einem hohen Maße insbesondere auf die Charakteristik der Hintergrundstrukturen ankommt. Diese entscheiden, ob Bildbereiche "wie gemalt" aussehen oder nicht. Achte also insbesondere auf diese Strukturen. Suche Dir unterschiedliche Gegebenheiten und schaue, was das Vintage-Objektiv jeweils daraus macht. Entscheidest Du Dich letztendlich dafür, ein Motiv ohne mehr oder weniger deutlichen Mal-Eindruck abzulichten, ist meist ein modernes Objektiv die bessere Wahl; es liefert in der Regel die bessere Schärfe und höhere Brillanz. Ziel ist es also, die "Nachteile" alter Optike durch ihre individuellen, einzigartigen Eigenschaften auszugleichen. Dafür muss man diese aber auch im Bild sichtbar machen.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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