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Makronist

Hallo dkielonek,

ich bin dir noch meine Gedanken zu deinem Bild schuldig. Aber ich fürchte, sie werden dich nicht erfreuen.

Vorab: Für mich ist es ein außergewöhnliches Bild.

Einen Teil seiner Wirkung bekommt es dadurch, dass der Inhalt - die Frühlingsboten - konterkariert wird durch wenige Farben, die leblos anmuten.

Dann ist da der Gegensatz zwischen der einzelnen, scharfen Blume im Vordergrund und des sich auflösenden, verschwommenen Hintergrundes. Darin steckt ein gewisser Alptraum-Aspekt. Oder man glaubt, das Bild eines zutiefst verstörten Menschen zu sehen. Gerade noch ist der Boden fest, alles real und vertraut, und plötzlich bricht die Fassade zusammen, alles schwimmt, nichts ist mehr sicher, erdbebengleich wird das Vertraute durchgeschüttelt (die hintere Blume links).

Ein dritter Gegensatz besteht in der fotorealistischen Darstellung der rechten Hälfte, vor allem des Vordergrundes, und der wie gemalten, linken Hälfte. Comics der Nouvelle Noir sind so gezeichnet. Und vor allem der "Strich" der hinteren linken Blüte erinnert mich an Kohlezeichnungen von KZ-Insassen.

Schließlich ist da der Gegensatz von Frühlingsblume - Beginn - und dem rigorosen Stopp oder Beenden - das "X" der beiden Blätter links vorne.

Für mich ist es in vielerlei Hinsicht ein so verstörendes wie faszinierendes Bild, wie ein Horrorfilm, den wir nicht ertragen und uns die Hände vor das Gesicht halten, aber doch durch die Finger spähen müssen, weil der Film im Kopf noch furchtbarer ist als der im Fernsehen.

Ein Bild, das mir lange nachgegangen ist und immer noch -geht. 

Und das ist meines Erachtens das Beste, was man über ein Bild sagen kann.

Es grüßt

Mainecoon

 

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