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ADMIN

Erste Vintage-Erfahrungen!

Hallo Rob,

na, da habe ich Dir das tolle Teil gerade mal zugesandt – und schon haust Du hier das erste Foto raus. Respekt!

Es loht sich, dieses Foto mal näher zu betrachten. Das machen wir jetzt :-):

Wir beginnen mit einer ersten Bestandsaufnahme. Was haben wir?

  • Es handelt sich um ein recht profanes Motiv: eine rote Beere, nass infolge des tagelangen Regens zur Zeit :-). Sie hängt an einem recht mitgenommenem Stängel.
     
  • Du hast sie schräg von oben fotografiert – "normalerweise" nicht die ausdrucksstärkste Perspektive für solche Motive.
     
  • Im Hintergrund sind ein paar helle unscharfe Linien – häufig große Problem-Verursacher in der Makrofotografie, weil solche Linien Bilder stark zerschneiden können.


Nun schauen wir genauer hin:

Hauptmotiv

Die Beere hebt sich farblich hervorragend vom Rest des Bildes ab. Durch ihre "starke" Farbe in Verbindung mit einer sehr guten Beleuchtung wirkt sie attraktiv – ja schon fast sympathisch :-). Hierzu trägt auch die sehr gelungene Bildkomposition bei: Sie befindet sich leicht links oben im Goldenen Schnitt mit "Blick nach rechts" – also ins Bild hinein. Sehr gut gelungene Bildaufteilung, die das angenehme Gefühl beim Betrachten verstärkt.

Bokeh

Der Hintergrund "rutscht" infolge der gewählten Perspektive tatsächlich nach hinten; der aus diesem Winkel fotografierte Stiel der Beere verschwindet nach hinten und verbindet sich mit den Unschärfen des Bokehs. Dadurch und insbesondere durch die Abbildungscharakteristik des Cooke Kinics kommt Bildtiefe ins Foto. Es weise eine leicht plastische Wirkung auf. Die aufgrund der enorm hohen Lichtstärke des Filmobjektivs stark verschwimmenden hellen Linien – wie oben schon angedeutet, in der Regel ein Killer – fügen sich thematisch und optisch ins Gesamtbild ein und geben zur "last berry standig" das passende Bokeh; sie zeigen in angenehmer, nicht zu stark ablenkender Weise die Farben und Formen des Herbst/Winters – abgestorbene Pflanzenteile. Der leichte Swirl bettet die Beere in ihr Umfeld ein und liefert dem Bildbetrachter einen weiteren optischen Anreiz.

Gesamtwirkung

Nun kann die rote Beere, die "last standing berry", in ihrem typischen Lebensraum Model stehen und dem Bildbetrachter zeigen, wie sie alleine den schwindenden Farben des Winters trotzt :-).

Übergeordnete Analyse

Ich habe nun dieses Foto optisch und technisch mal ein wenig "seziert" – so versteht man ein Bild. Bei diesem Foto lohnt sich das. Warum? Weil es ein eigentlich völlig unspektakuläres Motiv ist, an dem viele Makronisten (berechtigt) vorbeigehen: eine zwar schillernd rote, aber nicht allzuschöne Beere, die vor wenig aussagekräftigen, eher sogar makrofotografisch schwierigen Hintergrund an einem unscheinbaren Ästchen hängt.

Und was ist rausgekommen?

Ein passables Foto! Die Hauptgründe hierfür sind:

  • natürlich der Makronist hinter der Kamera mit seiner Wahl insbesondere in Sachen Perspektive, Licht und eingesetzte Optik
     
  • das Cooke Kinic 1.5/25mm mit seiner Fähigkeit, einen Hintergrund zu zaubern, wo eigentlich gar keiner ist :-). Die ausreichend hohe Homogenisierung infolge der großen Blende 1.5, die malerische Darstellung insbesondere der Strukturen sowie der leichte Swirl geben dem Hauptmotiv Beere ein nicht nur nicht störendes, sondern vielmehr ein aufwertendes Umfeld. Die für das eingesetzte Objektiv individuelle Darstellungscharakteristik der Kontrastkanten sorgt für eine leichte Bildtiefe – ein entscheidender Punkt bei der Wirkung dieses Fotos. 

Rob, ein sehr interessantes Foto – insbesondere vor dem Hintergrund, dass es Dein erster Versuch ist! Ich bin sicher, da wird noch eine Menge interessantes entstehen...

Nicht, dass hier bereits genau das eingetreten ist, was Gabi oben so treffend beschreibt (***obergrins***).

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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