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ADMIN

Hallo Fred,

vielen Dank für die vielen Informationen. Deine Antworten zeigen, dass die Thematik "Zangenblitz" eine nicht ganz so einfache ist, insbesondere, wenn man "wenn schon, dann richtig" einsteigen möchte :-).

Deshalb erst einmal – wie schon angedeutet – ein paar Gedanken zu Deinen Antworten. Eine komplette und umfassende Würdigung dieses Themas würde unseren zur Verfügung stehenden Rahmen hier bei Makrotreff sprengen. Dafür bieten wir die Workshops an.
 

-- Ich bin zur Zeit (noch - es wird Winter) darum bemüht, mobil und in freier Natur zu fotografieren, wobei Insekten mein bevorzugtes Motiv sind. Möglichst in natürlichem Ambiente.

Für diese Anforderung benötigst Du einen Zangenblitz, der möglichst stabil und möglichst nah an der optischen Achse ausgerichtet ist. Warum stabil, liegt auf der Hand. Warum möglichst nah an der optischen Achse, also nah am Objektiv? Weil Du mit weit auseinander stehenden Blitzen ständig in der Vegetation der freien Natur rumfuhrwerkst. Vorne möchtest Du beispielsweise einen auf einem Buchenblatt sitzenden Käfer fotografieren, seitlich und/oder oben stößt Du beim Annähern an das Objekt der Makrobegierde an den gesamten Buchenast, sodass der Baum wackelt. Ergebnis: Käfer futsch.

Die im Handel erhältlichen Makroblitze sind entweder sehr teuer und/oder super ausladend über Schwanenhälse und Ähnliches montiert. Eignen sich also nur bedingt für diese Art von Makrofotografie.


Nächstes Ziel wird Kleingetier im Wüstensand und Meeresstrand sein (Ende November).

Hier liegen völlig andere Voraussetzungen vor: freies Arbeitsfeld, keine oder nur spärliche Vegetation. Hier stören also keine sperrigen Aufhängungen von preiswerten Zangenblitzmodellen.


-- Ausrüstung:
Canon 760D / Sigma 17-70 Makro / 105 Makro / Raynox 250 / Zwischenringe / ...

Für den Einsatz von Zangenblitzen bietet sich zunächst einmal die klassische Makrobrennweite von 105mm sehr gut an. Sie bietet noch genügend Platz zwischen Objektiv und Motiv (Arbeitsabstand) – wichtig für die Lichtführung.
Ist dieser Abstand sehr gering, muss das Licht beider Blitze stark von der Seite zugeführt werden. Das ergibt schnell eine ungünstige Ausleuchtung. Also erst einmal mit den "günstigeren" Verhältnissen warm werden und sich dann allmählich steigern... :-).


Aufnahmen im Maßstab 1:1 bis 5:1

Hier packst Du ein richtig dickes Pfund aus. Du benennst einen gewaltigen Abbildungsmaßstab. Die meisten Menschen, unter ihnen auch viele Makronisten, schätzen Abbildungsmaßstäbe falsch ein. Dies wird stark unterstützt durch völlig falsche Angaben im Internet. Immer wieder sehe ich Fotos von Experten, die tatsächlich beispielsweisen einen Abbildungsmaßstab von 1:2 aufweisen, in der Bildunterschrift aber mit 4:1 angegeben werden. Hier werden die Experten mehr von illusionären Wunschvorstellungen nach Superlativen geritten als von gegebenen Fakten und Wirklichkeiten.

Kurz zur Erläuterung:
Der von Dir angesprochene Bereich beginnt bei 1:1. Da hört aber Dein Makroobjektiv bereits auf! Es geht nur bis 1:1. Das bedeutet, dass Du also mit dem Zangenblitz im Minimum nur mit voll ausgefahrenem Makroobjektiv arbeiten möchtest. Dann geht´s weiter mit zusätzlichen Zwischenringen, Nahlinsen usw. irgendwie bis 5:1. Ist das korrekt?

Bei diesen Maßstäben verringert sich der Abstand zwischen Linse und Motiv derart, dass es eine sehr große Herausforderung wird, da irgendwie noch die Lichtführung unterzubringen. Du musst also bei der Frage nach der Konstruktion zwingend beachten, möglichst ein Auflicht aufs Motiv zustande zu bringen. Die Konstruktion muss demnach so sein, dass die Blitze irgendwie noch in dem super geringen Abstand zwischen Objektiv und Motiv so Platz finden, dass sie an der Seite am Objektiv vorbei aufs Motiv leuchten. Ansonsten hast Du extremes Seitenlicht, gegebenenfalls sogar Gegenlicht.

Willst Du dann diese Maßstäbe auch noch vornehmlich in der freien Natur an lebenden und fluchtbereiten Tieren umsetzen, kannst Du so gut wie alle herkömmlichen Makroblitze, die beispielsweise vorne am Objektiv befestigt werden, vergessen – völlig unabhängig von deren Preis. Denn die kommen bei diesen Abbildungsmaßstäben von zu weit seitlich und hinten ans Motiv (Gegenlicht). Außerdem musst Du sie beim Annähern an das Motiv erst einmal seitlich am Motiv "vorbeischieben". Die meisten Motive reagieren mit sofortiger Flucht – es sei denn, es handelt sich um Pflanzen oder gar Steine :-).

Meinst Du wirklich 1:1 bis 1:5? 1:5 zeigt beispielsweise den Kopf einer Honigbiene nahezu formatfüllend. Die ganze Biene passt da bei weitem nicht mehr rein. Das Arbeiten in solchen Abbildungsmaßstäben an lebenden, sich bewegenden und fluchtbereiten Tieren in freier Natur ist eine Wissenschaft für sich, eine ganz eigene Liga!


Ideal wäre eine mobile Lösung ohne zuviel Kilo und (Reisegepäck) gut verpackbar.

Hm, dieser Punkt ist sehr verständlich, aber jetzt sind wir bei der berühmten eierlegenden Wollmilchsau.


Anmerkung: Ich werde hier der von Dir formulierten Anforderung "wenn schon, dann richtig" gerecht. Irgendwie wurschteln geht immer !

Ich kann Dir versichern, dass Du für die von Dir genannten Ansprüche keine Lösung findest, die für wenig Geld, leicht und gut verpackbar auf irgendeiner Theke bereit liegt, von Dir abgeholt zu werden. Hier muss ein Eigenbau her. Und fast alle Makronisten, die sich ernsthaft, professionell und erfolgreich mit dem Makroblitzen beschäftigen, gehen diesen Weg (deshalb sind das so wenige ). Und dann ist das möglich, was Du in unseren MAKROFOTOS als Ergebnis siehst.

Das ist alles keine so große Kunst, auch, wenn das jetzt hier erst einmal so klingen mag. Entscheidend ist dabei zu wissen, worauf man achten muss. Dazu habe ich Dir oben viele Hinweise geliefert.
Aber wie nun genau dieser Eigenbau für welche Kamera und welche favorisierte Makrooptik aussehen soll/muss – für eine derartige detaillierte Erörterung sind die Möglichkeiten hier bei Makrotreff zu beschnitten. Das lässt sich ausführlich, vollständig und damit auch zielführend besser beim Makrofoto-Workshop erörtern und demonstrieren.

Lieber Gruß,

Roland

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